„Vermieter sind nicht immer die Bösen“

Vermietet.de-CEO Jannes Fischer spricht im Interview über den angespannten Immobilienmarkt, über den Rekordexit bei seinem Start-up und die Frage, wie man ein Start-up innerhalb eines größeren Unternehmens weiterführt.

Der 11. Mai 2021 war für Jannes Fischer ein Grund zum Feiern. an dem Tag ging sein Start-up Vermietet.de an die Münchener Scout24-Gruppe. Angeblich war es der größte Proptech-Exit in Deutschland. Anders als viele andere Gründer blieb Fischer nach der Übernahme aber an Bord und will sein Start-up noch weiter aufbauen.

Herr Fischer, mit Ihrer Plattform Vermietet.de wollen Sie Immobilienbesitzern das Leben einfacher machen. Warum begeben Sie sich auf so einen komplizierten und fragmentierten Markt?

Weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass es für Vermieter sehr kompliziert ist, eine Wohnimmobilie zu managen. Dabei meine ich nicht große gewerbliche Anbieter, sondern Menschen, die einige wenige Einheiten vermieten. Ich habe vor Jahren angefangen, die Immobilien meiner Großeltern zu verwalten und schnell gesehen, dass es da immenses Potenzial gibt. So habe ich mich dann dazu entschieden, Vermietet.de zu gründen.

Vermieter haben heute nicht den besten Ruf, gerade in Gegenden mit umkämpften Wohnungsmärkten wie Berlin ziehen sie oft viel Kritik auf sich. Wäre nicht ein Start-up sinnvoller, das Mietern das Leben erleichtert?

Ich halte dieses Narrativ für grundfalsch. Viele private Vermieter sorgen mit Immobilien selbst fürs Alter vor. Natürlich wollen sie damit auch Geld verdienen. Aber das heißt nicht, dass sie sich ihren Mietern gegenüber unfair verhalten. Im Gegenteil, der Großteil arbeiten gut mit ihnen zusammen.  

Was genau bietet Vermietet.de den Vermietern an?

Unser Angebot beginnt bei einfachen Funktionen wie der Mieteingangskontrolle. Das klingt simpel, aber wenn Vermieter das nicht jeden Monat selbstständig nachsehen müssen, erspart das viel Zeit, gerade, wenn man mehrere Immobilien vermietet. Wir helfen außerdem bei der Nebenkostenabrechnung und bei der rechtssicheren Erstellung von Verträgen. Ebenso können Aufgaben und Kontakte über die Plattform verwaltet und gepflegt werden und vieles mehr. 

2021 hat ImmoScout24 dann Ihr Start-up übernommen. Wie kamen Sie mit Scout24 zusammen?

Wir haben eine gemeinsame Vision: Wir wollen komplizierte Prozesse im Immobilienmarkt digitaler, transparenter und dadurch einfacher machen. So ist es beispielsweise unser Anspruch, dass unsere Nutzer nicht nur bestehende Mietverhältnisse verwalten, sondern ihre Immobilien auch direkt vermieten können. Dafür ist ImmobScout24 der beste Partner. Gemeinsam schaffen wir eine zentrale Anlaufstelle für Vermieter.

Und dann sind Sie einfach auf die Scout-Gruppe zugegangen und haben sich vorgestellt, oder kamen die auf Sie zu?

Die Immobilienbranche ist stark vernetzt, viele Marktteilnehmer kennen sich untereinander. Mit ImmoScout24 hatten wir in der Vergangenheit bereits erfolgreich beim Thema Vermietung zusammengearbeitet. Dabei haben wir entdeckt, dass wir Vision und Werte teilen.

Viele Gründer verabschieden sich nach so einem Exit von ihrer Firma. Warum Sie nicht?

Ich bin von der Vision getrieben, da gibt es noch viel zu tun. Ich glaube, dass effizienteres Verwalten von Wohnraum mindestens so einen wichtigen Beitrag zum Ende des Wohnungsmangels in Deutschland leisten kann wie der Bau neuer Häuser. Mit der Partnerschaft mit der Scout24-Gruppe kommen wir der Vision einen großen Schritt näher.

Und ImmoScout24 lässt Sie diese Vision auch umsetzen? Oder müssen Sie jetzt jeden Prozess kleinteilig mit der Zentrale abstimmen?

Überhaupt nicht. Wir sind immer noch eine eigenständige GmbH, mit eigenem Team und eigenem Büro. Wir haben also reichlich Beinfreiheit. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit, von zentralen Prozessen und Synergien zu profitieren.

Was erhofft sich ImmoScout24 andererseits von Ihnen?

Wir sind ein schnell wachsendes Unternehmen, mittlerweile verwalten Vermieter über 500.000 Einheiten über unsere Plattform. Und wir profitieren von einem Generationenwechsel auf dem Markt. So langsam übernehmen Digital Natives vielerorts das Eigentum. Die haben natürlich keine Lust auf komplizierte Excel-Tools. Das ist eine große Chance.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: Jannes Fischer hat 2016 Zenhomes gegründet. Aus dem Start-up entstanden nach der Übernahme durch Scout24 die Unternehmen Vermietet.de und Upmin. Zuvor war Fischer unter anderem bei Foodpanda und Rocket Internet beschäftigt. Als Investor ist er unter anderem an Scaling Spaces, Flagship Founders und Bullfinch beteiligt. Seit 2020 ist er Boardmember bei der German Proptech Initiative. Fischer hat International Business Administration an der WHU – Otto Beisheim School of Management studiert. 


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