Diese Start-up-Geschichte zeigt, wie wichtig gute Investorinnen sind

Lelia König bringt mit ihrem Co-Gründer eine erste Dashcam speziell für Fahrradfahrer heraus. Der Weg dahin war schwierig. Eine Investorin machte den Unterschied. 

Es gibt in vielen Gründungsgeschichten den Punkt, an dem Gründerinnen und Gründer merken, dass es so weit nicht weitergehen kann. Bei Lelia König und ihrem Co-Gründer Sandro Beck war dieser Punkt nach sechs Monaten und 50.000 Euro Verlust erreicht. So lange hatten das Paar darauf vertraut, dass die externe Firma es tatsächlich schafft, aus ihrer Idee einer Dashcam für Fahrradfahrer ein Konzept und dann einen Prototypen zu machen. „Wir haben dann gemerkt: Die haben uns komplett abgezogen”, sagt Lelia König Aus den hochheiligen Versprechungen war nichts geworden – und König und Beck mussten von Neuem starten. 

Das Schicksal von König und Beck zeigt, wie schnell Start-ups zu scheitern drohen, wenn andere plötzlich mitverdienen wollen. Und es ist ein Lehrstück darüber, wie wichtig in der frühen Phase der Gründung Business Angels sein können, um solche Fehlgriffe zu vermeiden. Die zurückliegenden Jahre in der Geschichte von Dashfactory zeigen aber auch, dass ein Rückschlag eben nur ein Rückschlag ist – und keinesfalls das Ende sein muss. 

Als König und Beck sich von der externen Firma endlich trennten, da war die Idee der Dashcam schon viele Monate alt. Entstanden war sie aus dem gemeinsamen Hobby der Beiden: dem Radsport. Sowohl König, die kürzlich den Digital Female Leader Award in der Kategorie Mobility gewonnen hat, als auch Beck fahren gerne Fahrrad, teils auch auf Wettbewerben. In den vergangenen Jahren kam es bei Trainingsfahrten immer wieder zu gefährlichen Situationen. Mal hat das Auto nicht den Mindestabstand eingehalten, teils viel zu eng überholt. Egal, was sie machten: Sie konnten das Fehlverhalten nicht beweisen. Also schraubten sie zunächst eine Gopro ans Fahrrad, was rechtlich nicht tragbar war. Ständig zu filmen, das ist in Deutschland verboten. Doch geht es nicht anders? 

Das erste Pitch Deck entstand an einem Tag – und begeisterte 

Was den beiden vorschwebte war eine Dashcam speziell für Fahrräder, ausgestattet mit einem Abstandssensor, der die Autos hinter einem beobachtet, einem Rücklicht und einer Kamera, die im 120-Grad-Winkel filmen kann. Die Kamera läuft zwar die ganze Zeit mit, überspielt sich aber alle paar Minuten. Lediglich, wenn ein Auto zu nah auffährt oder die Kamera einen Sturz registriert, speichert sie die Aufnahme – und gibt Fahrradfahrern damit erstmals die Möglichkeit das Fehlverhalten der Autofahrer zu beweisen. 

Dass es die Kamera heute gibt, ist aber keinesfalls eine Selbstverständlichkeit. Nicht nur waren sich König und Beck am Anfang unsicher, ob sie den Sprung in die Selbstständigkeit überhaupt wagen sollten. Besonders die gelernte Bankkauffrau zögerte, zu unsicher schien eine Gründung. Und dann kamen noch massiv Schwierigkeiten auf dem Weg zum ersten Produkt auf – welche die beiden nur dank einer Investorin meistern konnten. 

Gespukt hatte die Idee für eine solche Kamera schon seit einigen Jahren in den Köpfen der Beiden. Erstmalig realisiert haben sie die aber auf einem Start-up-Workshop in Jena, das war im November 2018. Dort entwarfen sie innerhalb eines Tages ein Pitch Deck, feilten an der Idee und präsentierten sie abends. Auf den Pitch hin bekamen sie so viel positives Feedback, dass sie kurze Zeit später in die Selbstständigkeit starteten. 

Sogar eine Investorin hatten sie schon für sich gewonnen, auch wenn diese in den ersten Monaten erst einmal nur beratend tätig war: Die BM-T Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH, genauer gesagt Katja Butzmann. Sie sollte diejenige sein, die das junge Start-up bis zur Marktreife seiner Kamera begleiten sollte. “Ohne sie wäre das Start-up vermutlich nicht existent. Wenn es schlecht läuft, hilft sie einem hoch und wenn es gut läuft, hat sie uns auf dem Boden gehalten. Das war sehr viel wert”, sagt König heute. Butzmann wies sie in die Start-up-Welt ein, korrigierte das Marketingbudget nach oben und knüpfte die Kontakte, die das Gründerpaar brauchte. 

Finanziert ist das Start-up zur Hälfte von staatlichen Geldgebern

Die BM-T, ein halbstaatlicher Investor, wird später auch der erste Geldgeber des Start-ups. 125.000 Euro investierte die Beteiligungsgesellschaft zunächst für zehn Prozent der Anteile, später wird sie gemeinsam mit einem anderen Investor in einem Wandeldarlehen rund 600.000 nachschießen. “Man hört nicht so viel über Investoren, zumindest nicht viel gutes, aber wir haben den Jackpot”, sagt König über Butzmann.

Bis es so weit kam, lag aber noch eine wahre Odyssee vor Dashfactory, wie König heute erzählt. Zwar standen der Businessplan und auch die Idee relativ schnell fest. Da keiner von Beiden aber einen technischen Hintergrund hatte, brauchten sie externe Ingenieure und eine Firma, die das Ganze auch umsetzt. Nach einigen Wochen hatten sie ein Unternehmen gefunden. Vier Monate und 50.000 Euro später war klar: Es wird kein Konzept geben. Es folgen zwei verschiedene Berater und noch ein zweiter Entwickler, mit dem sie die Zusammenarbeit drei Monate später aufkündigen. Dann erst ging es in die Produktion. 

Mit der neuen externen Firma lief es dann schneller. Innerhalb eines Jahres stand das technische Konzept der Dashcam, kurze Zeit später gab es erste Prototypen und mittlerweile laufen in der Slowakei die ersten Lieferungen vom Band. 1500 hat das Start-up bereits bekommen, obwohl es die Cam bisher nur zur Vorbestellung und den stattlichen Preis von 229 Euro gibt. Die Zielgruppe, wahlweise Pendler auf dem Fahrrad, Eltern, die das für ihre Kinder oder Erwachsene, die es für ihre Eltern kaufen, stört der Preis offenbar nicht. Weitermachen hat sich gelohnt für König und ihren Mitgründer.


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