„Wir wollen als Gruppe etwas bewegen”

Max Mordhorst ist Vorsitzender des Parlamentskreises „Gründung und Start-up”. Im Interview spricht er über seine Ziele für diese Legislaturperiode, die Vorteile der überparteilichen Zusammenarbeit und seine Kritikpunkte an der Start-up-Strategie.

Max Mordhorst kommt gerade aus seiner ersten parlamentarischen Sommerpause. Seit vergangenem Herbst sitzt der FDP-Politiker im Bundestag. Seit diesem Frühjahr ist er erster Vorsitzender des Parlamentskreises Gründung und Start-up, einer überparteilichen Abgeordnetengruppe, die sich außerhalb der üblichen Parlamentsstrukturen mit dem Thema befasst.  Warum dieses Gremium wichtig ist, was seine Ziele mit dem Kreis sind und wie er die Bedeutung des Themas Gründung generell einschätzt, erklärt er im Interview.

Herr Mordhorst, Sie sind der erste Vorsitzende des Parlamentskreises Gründung und Start-up in dieser Legislaturperiode. Mal direkt gefragt: Wofür braucht es diesen unbedingt?

Max Mordhorst: Für mich gehört es zum Selbstverständnis eines selbstbewussten Parlaments, dass wir eigene Impulse zu den Themen Gründung und Start-up geben wollen. Wir sind außerdem überparteilich, das heißt, dass wir hier Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten zwischen den Parteien entdecken. In diesem Geist wird der Vorsitz auch rotieren, ich mache das jetzt im ersten Jahr, dann übernimmt ein Kollege aus einer anderen Partei.

Start-up-Politik scheint aber momentan vor allem im Wirtschaftsministerium gemacht zu werden, das hat jetzt seine Start-up-Strategie vorgelegt. Welche Rolle sehen Sie noch  Ihren Kreis?

Wir werden uns die Strategie nach der Sommerpause in Ruhe anschauen und auch eine eigene Positionierung dazu erarbeiten. Ich denke schon, dass da viele grundsätzliche Themen angegangen werden. Aber ich bin zum Beispiel sehr gespannt, was unsere Kollegen aus der Opposition dazu sagen werden. Und auch ich persönlich sehe da einige Punkte kritisch.

Ein Konfliktthema ist die Verzahnung von Unternehmen mit der Bildungswelt

Maximilian Mordhorst

Zum Beispiel?

Bei der Förderung von Reallaboren sehe ich noch Nachholbedarf. Das Gewähren rechtlicher Freiräume zur Erprobung von Geschäftsmodellen, finde ich wichtig, aber im aktuellen Entwurf noch unterrepräsentiert. Ein anderer Punkt ist die Fristenregelung bei Mitarbeiterbeteiligungen. Die halte ich für zu streng.

Welche Wirkung wird eine solche Stellungnahme des Kreises am Ende wirklich haben?

Am Ende ist das Parlament in unserem politischen System entscheidend. Und der Vorteil unseres Kreises ist: Was wir besprechen, können wir in alle Fraktionen hereintragen. Wir wollen als Gruppe auf jeden Fall etwas bewegen und kein reiner Besuchskreis werden.

Was meinen Sie damit?

Wir wollen nicht durchs Land tingeln und mal hier und mal da ein Start-up besuchen. Ich sehe diesen Parlamentskreis auch nicht als Rahmen, um mich zu profilieren. Meine Hoffnung ist, dass wir eine Anlaufstelle für Gründer werden können. Mein Eindruck ist, dass viele gerne mit Politikern in Austausch treten wollen. Über uns könnten sie einfacher mit Vertretern aller Parteien in Kontakt treten und müssen nicht extra auf alle Fraktionen zugehen.

Wie groß sind denn die Differenzen zwischen den verschiedenen Parteien beim Thema Start-ups?

Gar nicht so groß. Wir sind uns eigentlich alle einig, dass das Thema Gründung stärker platziert werden muss als in den vergangenen Legislaturperioden. Und auch den Ausbau staatlicher Fördertöpfe wollen wir alle.

Ein Konfliktthema ist aber zum Beispiel die Verzahnung von Unternehmen mit der Bildungswelt, etwa über Ausgründungen an Universitäten. Das ist hierzulande noch verpönt, gerade von links gibt es da viel Misstrauen. Auch beim Thema der Mitarbeiterkapitalbeteiligungen sind wir uns nicht immer einig.

Wir brauchen immer Gründergeist, um voranzukommen.

Max Mordhorst

Ihre Partei, die FDP, versteht sich als Vertreterin des Gründergeistes in der Politik. Wie sehr schmerzt es Sie eigentlich, dass das Thema jetzt im grün geführten Wirtschaftsministerium angesiedelt ist?

Das ist natürlich ein bisschen ärgerlich. Aber noch hat die FDP leider nicht die absolute Mehrheit, da kriegen wir nicht alle Ministerien (lacht). Aber ernsthaft: Vieles, was da gerade passiert, finde ich gut, gerade im Rahmen der Start-up-Strategie. Und viele Themen, etwa wenn es um Bürokratie bei Start-ups geht, liegen auch im Bundesfinanzministerium. Auch das Digitalministerium wird ja von unserer Partei besetzt. Als Parlament und als Parlamentskreis ist es aber sowieso unsere Aufgabe, die Vorschläge der Ministerien kritisch zu begleiten, da ist es nicht so wichtig, wer es leitet.

Gerade dominieren andere Themen die politische Agenda, etwa die Energiekrise und der Krieg in der Ukraine. Haben Sie die Sorge, dass das Thema Gründung in den Hintergrund gerät?

Im Gegenteil, ich halte es aktuell sogar für wichtiger als zuvor. Denn für all das Geld, das wir gerade ausgeben wollen, braucht es ja eine Grundlage. Und die haben wir langfristig nur, wenn es Gründer mit neuen Ideen gibt, die uns dabei helfen, die Krisen zu überwinden. Wir sind kein Land der Verwaltungswirtschaft, wir brauchen immer einen Gründergeist, um voranzukommen.

Was muss in den nächsten Jahren im Parlamentskreis passieren, damit Sie mit dem Gefühl aus der Legislaturperiode herausgehen, dass die Arbeit dort erfolgreich war?

Es wird viel um die konkrete Umsetzung der Start-up-Strategie gehen. Da wird es viele Themen geben, etwa die Schaffung von Investitionsanreizen oder die Zusammenfassung von Förderprogrammen. Wenn wir nach den vier Jahren an der einen oder anderen Schraube gedreht haben, bin ich zufrieden.

Zur Person: Max Mordhorst, 26, zog 2021 über die Landesliste der FDP Schleswig-Holstein in den Bundestag ein. Dort ist er Mitglied im Finanzausschuss und im Digitalausschuss, außerdem stellvertretendes Mitglied des Tourismusausschusses. Seit 2019 ist der Landesvorsitzender der Jungen Liberalen in Schleswig-Holstein. Er studiert Rechtswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität Kiel. 


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