Petprotect: Das kritisieren Kunden an der Tierversicherung

Die Deutsche Familienversicherung bietet Versicherungen für Hunde und Katzen und wirbt damit aktuell bei großen Shows wie Germany’s Next Topmodel. Doch im Internet hagelt es Kritik am Angebot des Insurtechs. 

Die ganze Sorge eines Hundebesitzers ist in 20 Sekunden erklärt und vermarktet. Zwischen großen blauen Zahlen stehen in einem Video drei Hunde und schauen alle gespannt nach vorne. Dazu sagt eine Frauenstimme den Satz, der Hundebesitzern mehr als bekannt sein dürfte: “Tierarztbesuche können teuer werden”. Auf dem Bildschirm tauchen passend dazu Zahlen auf: 500, 1.600 oder 1.200 Euro – eine ordentliche Summe für das eigene Haustier. 

Wenige Sekunden später folgt die vermeintliche Lösung: Petprotect übernimmt bis zu 100 Prozent der Tieraztkosten, dazu allerlei Extras. Dann folgt im Video noch die Nummer und die Webseite, damit die Menschen sofort zuschlagen können. Ende der Vorstellung.

Petprotect taucht oft als Werbung bei ProSieben auf

Dieses Werbevideo dürften in den vergangenen Wochen Hunderttausende Menschen gesehen haben, weil es unter anderem prominent bei großen Shows wie Germany’s Next Topmodel eingeblendet wurde. Zwar gibt es die Versicherung schon seit rund drei Jahren, mit der neuen Werbekampagne aber bekommt sie noch einmal eine gesteigerte Aufmerksamkeit – es dürfte auch ein Versuch sein, das Image der Versicherung ein wenig aufzuhübschen. Denn während die Deutsche Familienversicherung großmundig damit wirbt, 100 Prozent der Tierarztkosten zu decken, häufen sich im Internet die negativen Berichte zu Petprotect. Was aber kritisieren die Menschen – und was sagen die Macher dazu? 

„Dass wir so unzufrieden sein würden, hätten wir nicht gedacht. Die Versicherung werden wir nun auch wechseln.”

Kommentar eines Nutzers auf einer Bewertungsplattform

Was viele nicht wissen: Hinter Petprotect mit der weißen Pfote als Markenzeichen steht die Deutsche Familienversicherung AG (DFV), ein deutsches Insurtech. Die DFV nennt sich selbst sogar das „führende deutsche Insurtech” und bietet diverse Absicherungen an. Für die Versicherung von Hunden und Katzen, die unter dem Markennamen Petprotect laufen, hat sich das Insurtech offenbar mit der ProSiebenSat.1 Digital zusammengetan, die den Vertrieb übernommen hat und auch die Marke betreut. Das erklärt auch, warum die Werbung gerade bei ProSieben mehr als einmal läuft. 

Das Start-up wirbt mit einer Erstattung von bis zu 100 Prozent der Tierarztkosten

Noch zum Start sagte der DFV-Vorstandsvorsitzender Stefan M. Knoll: „Die Tierkrankenversicherung der Deutschen Familienversicherung deckt alle Risiken ab, mit denen ein Hundebesitzer im Falle einer Erkrankung seines Haustieres konfrontiert werden könnte.“ Und auch auf der Webseite wirbt das Start-up vollmundig: Bis zu 100 Prozent Kosten­erstattung beim Tier­arzt. 

Stefan Knoll ist CEO der DFV. (Foto: DFV)

Gelockt von diesen Werbeversprechen dürften einige Hundebesitzer in den vergangenen Monaten eine Versicherung abgeschlossen haben. Doch zufrieden ist ein Großteil der Kunden offenbar nicht, wie die einschlägigen Bewertungsportale zeigen. Bei Erfahrungsscout gibt es bei 30 Bewertungen beispielsweise nur eine Wertung von 2,8 von 5 möglichen Punkten. Die neueren Bewertungen sind durchgehend schlecht. Ähnlich sieht es bei Trustpilot aus, wo drei von vier Bewertungen der Versicherung ein “Ungenügend” verpassen. Und auch nur ein wenig besser sieht es bei Check24 aus. Dort haben zwar mehr als 50 Nutzer dem Service fünf Sterne geben, doch 21 Nutzer fanden den Service nur gut genug für einen Stern, weitere 12 vergaben zwei Sterne. 

„Auf keinen Fall sollte man der ansprechenden TV Werbung Glauben schenken. Es werden nicht alle Krankenkosten erstattet.”

- Kommentar von einer Bewertungsplattform zur Hundeversicherung der DFV

Auffällig ist, dass die meisten negativen Kommentare sich um das gleiche Thema drehen: Die Menschen haben dem Versprechen aus der Werbung geglaubt und sind davon ausgegangen, dass Petprotect eben 100 Prozent aller Rechnungen übernimmt. In der Realität sah das den Berichten der Nutzerinnen und Nutzer zufolge aber anders aus. So schreibt Günter Lenk beispielsweise: „Auf keinen Fall sollte man der ansprechenden TV Werbung Glauben schenken. Es werden nicht alle Krankenkosten erstattet.” Ein anderer Nutzer kommentiert: „Tolle Werbung, dafür schlechte Leistung” und schließt einen langen Kommentar mit der Bemerkung: „Dass wir so unzufrieden sein würden, hätten wir nicht gedacht. Die Versicherung werden wir nun auch wechseln.”

Das ist die Zentrale der DFV. (Foto: DFV)

Einige Kunden beschweren sich online über Petprotect

Selbst Kunden, die vermeintlich passable Bewertungen von drei Sternen abgeben, kritisieren die mangelnde Kostenübernahme. So schreibt Birgit P. in einer Bewertung bei Check24: “Viele Leistungen aufgezählt und im Kleingedruckten erkennt man erst später, dass kaum geleistet wird. Impfungen, Kastration etc.”. Einige Bewertungen im oberen Bereich sagen zudem, dass sie die Versicherung noch nicht in Anspruch nehmen mussten. Nun ist jede Bewertung gleich zu behandeln, doch sollten künftige Käufer darauf in den Bewertungsportalen achten. 

Ebenfalls viele stört die Werbung mit einer “täglichen Kündigungsfrist”, die es dann aber nur unter bestimmten Bedingungen gibt. So schreibt ein Nutzer bei Trustpilot: „Täglich kündbar ist auch nicht der Fall, da die tägliche Kündigungsmöglichkeit für die Dauer von 12 Monaten ausgeschlossen ist (Sperrzeit), wenn Sie innerhalb von 24 Monaten nach Vertragsbeginn eine Leistung in Anspruch nehmen.”

Die Versicherung von Petprotect kommt mit einigen Einschränkungen

Alles nur Nörgler? Mitnichten. Tatsächlich hat die Krankenversicherung einige Einschränkungen, die sich in der TV-Werbung in winziger weißer weißer Schrift, auf der Webseite oder später im Vertragswerk finden lassen. Wer dort genauer hinschaut, sieht, dass das Werbeversprechen durchaus korrekt ist – allerdings bestimmten Bedingungen unterliegt, an die man bei einem schnellen Abschluss vielleicht nicht denkt. 

So liegt die Höchstgrenze für eine Erstattung im besten Tarif von 49,90 Euro im ersten Jahr ab Abschluss bei gerade einmal 500 Euro. Im zweiten Jahr nach Vertragsabschluss sind es dann 1000 Euro. Damit lassen sich nicht alle Operationen oder Behandlungen zahlen, wie schon die Werbung der DFV selbst zeigt. Dort heißt es: “MAGEN-OP, 2.500€” und “Der Hund hat ein Spielzeug verschluckt. Danach musste er sogar in Reha…”. Weitere Einschränkungen gibt es dann beim Alter des Tieres, wie es in einem FAQ am Ende der Webseite heißt. Dort schreibt die DFV, dass sich die “Leistungsobergrenze” jeweils ab dem 7. und 9. Lebensjahr des Hundes reduziere. Sprich: Wenn der Hund alt wird und tendenziell öfter zum Arzt müsste, gibt es weniger Geld. 

Das Insurtech hinter Petprotect will sich auf Anfrage nicht äußern

Weiter unten auf der Webseite finden sich dann auch weitere Infos zur angeblich so einfachen Kündigung. Dort heißt es, Petprotect garantiere ein “tägliches Kündigungsrecht”. Der Haken: Das gilt nur ab 12 Monate nach Abschluss der Krankenversicherung – oder nach 24 Monaten, wenn der Hundehalter in der Zwischenzeit eine Leistung in Anspruch genommen hat. 

Konfrontiert mit der Kritik sagt das Insurtech DFV gegenüber Startbase, man äußere sich generell nicht. 


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