„Die Logistikbranche kommt noch konservativ daher”

Im Interview spricht Tanja Rosendahl, Managing Partner beim Logtech-VC F-LOG, über das Potenzial der Logistik-Branche und erklärt, warum Start-up-Gründer in dem Bereich ein wenig anders ticken.

Spätestens seit Sennder zum Einhorn geworden ist, bekommt die Logistik-Tech-Branche (Logtech)  viel Aufmerksamkeit. Mit F-LOG Ventures ist nun Anfang des Jahres ein Risikokapitalgeber an den Start gegangen, der sich nur auf Start-ups aus dem Logistikbereich konzentriert. Zunächst hat das dahinterstehende Team einen zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung, Ankerinvestor ist der Logistikkonzern Fiege. Im Interview erklärt Managing Partner Tanja Rosendahl, was den Sektor besonders macht und auf welche Start-ups F-LOG setzt.

Frau Rosendahl, mit F-LOG Ventures fokussieren Sie sich auf Start-ups im Logistikbereich. Dabei denkt man aber eher an schwere Trucks und große Container, weniger an schicke Apps und schnelles Internet.

Das ist nicht ganz falsch. Die Logistikbranche kommt heute noch eher konservativ daher, beispielsweise bei der Digitalisierung hängt sie vielen anderen Branchen leider noch hinterher. Das zeigt aber gleichzeitig auch das enorme Potential von Start-ups in diesem Bereich, neue Geschäftsmodelle zu etablieren und groß werden zu lassen. Sennder ist da als Einhorn sicherlich ein großes Thema, aber auch das Thema Gorillas zeigt hier starkes Wachstum.

Der Lieferdienst ist für Sie ein Logistik-Start-up?

Absolut. Es geht im Geschäftsmodell ja darum, Ware möglichst schnell und effizient zum Kunden zu bringen. Hier geht es um die Last Mile, derzeit ein ganz wesentliches Thema der Logistik. Das Beispiel Gorillas zeigt zudem sehr gut, wie breit der Markt der Logistik-Geschäftsmodelle ist. 

Gerade bei Sennder und Gorillas waren viele VCs dabei. Warum braucht es dann Spezialisten wie Sie?

Unser Alleinstellungsmerkmal ist zum einen das Knowhow im Bereich Logistik, zum anderen aber auch der Nutzen, den wir unseren Portfoliounternehmen durch unser Industrienetzwerk zusätzlich bieten sowie der direkte Zugang zu unserem Ankerinvestor Fiege. Das schätzen natürlich auch breit aufgestellte VCs und tauschen sich gern mit uns zu Geschäftsmodellen aus – oder sie sprechen uns bezüglich Finanzierungs-Konsortien an. Unsere Spezialisierung ist es, in einer frühen Phase gute Geschäftsmodelle zu erkennen und ihre Entwicklung unterstützen zu können.

Was läuft denn im Logtech-Bereich anders als in anderen Start-up-Sektoren?

In der Logistik geht es vor allem um B2B-Geschäftsmodelle. Logtechs und auch deren Kunden sind in der Regel Dienstleister für andere Unternehmen. B2C-Geschäftsmodelle findet man hier eher selten. Der Gründertypus im Bereich Logistik ist manchmal auch ein anderer als zum Beispiel im E-Commerce, auch wenn das jetzt vielleicht ein wenig nach einem Klischee klingen mag. Die meisten Logtech-Gründer kommen aus der Branche und sind sehr Hands-on unterwegs – und das ergibt auch Sinn, um die gleiche Sprache wie die Kunden zu sprechen.

Lassen Sie uns über ihre ersten Investments sprechen. F-LOG hat eine Finanzierungsrunde bei talpasolutions angeführt. Was machte das Unternehmen für Sie interessant?

Die talpasolutions bietet prädiktive Analysen für Schwermaschinen sowie Anlagen. Bisher ist talpasolutions vor allem im Bereich Mining aktiv. Im nächsten Schritt soll es in die Logistik gehen. Dabei können wir sie als F-LOG aktiv unterstützen. Schwerpunkt unserer Investmententscheidung war hier vor allem die Technologie und das künftige Anwendungsgebiet Logistik. 

Außerdem sind Sie bei Smartlane eingestiegen.

Smartlane ist im Bereich der Optimierung von Dispositionsprozessen aktiv. Da geht es vor allem um die Planung optimaler Routen auf Kurz- und Mittelstrecken und der besten Beladung der Fahrzeuge. Die KI, die Smartlane hierfür entwickelt hat, kann bei der Optimierung gleichzeitig alle möglichen Parameter und Restriktionen berücksichtigen. Das birgt ein riesiges Einsparpotenzial für ihre Kunden.

Ihr Ankerinvestor Fiege könnte an so einem Angebot sicher interessiert sein.

Über Fiege können wir beispielsweise operatives Knowhow oder den Zugang zu Kunden bieten. Auch Fiege als potentieller Kunde ist für viele Start-ups aus der Logistik interessant. Gespräche mit Smartlane gibt es dazu selbstverständlich schon. Neben dem reinen Geld bieten wir den Start-ups damit noch einen zusätzlichen Mehrwert.

Haben Sie sich bisher bewusst für frühe Finanzierungsrunden entschieden?

In der Tat investieren wir in den Seed- und Series-A-Runden. Ab einem Volumen in Höhe von 500.000 Euro bis hin zu einer Million Euro in einer ersten Finanzierungsrunde sind wir dabei. Wir glauben, dass wir mit unserem Angebot Gründern am ehesten in einer frühen Phase helfen können. Wir kennen mögliche Ansprechpartner in der Branche, können bei der Personalsuche helfen oder auch die genannten Zugänge in die Logistik öffnen.

Zur Person: Tanja Rosendahl ist Managing Partner bei F-Log Ventures und beim Next Logistics Accelerator. Bereits seit Ende 2019 ist sie außerdem Head of Venture Investing bei Fiege Logistik. Zuvor war sie unter anderem acht Jahre bei der NRW.Bank und dort als Teamleiterin für den Bereich Venture Capital zuständig.


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