„Im ersten Jahr planen wir mit 1000 Hoppern“

Hopper Mobility will einen Hybrid aus E-Bike und E-Auto bauen. Wie soll das aussehen? Und wer braucht das eigentlich? Wir haben bei Co-Gründer Georg Schieren nachgefragt.

Es ist angesichts der geografischen Nähe wohl unvermeidbar, dass sich die bayerischen Großstädte Augsburg und Ingolstadt in Rivalität verbunden sind. Nur 60 Kilometer liegen zwischen ihnen. Der Konflikt wird zum Beispiel auf dem Fußballplatz (Vorteil Augsburg) oder der Eishockeyfläche (Vorteil Ingolstadt) ausgetragen. Sportlich ist das ganze also  weitestgehend ausgeglichen. Weltkulturell lag allerdings meist das oberbayerische Ingolstadt vor der schwäbischen Konkurrenz. Denn dort spielt Mary Shelleys Literaturklassiker Frankenstein, in dem ein ambitionierter Wissenschaftler aus Teilen Verstorbener einen neuen Menschen schafft.

Nun aber hat Augsburg vielleicht bald seinen eigenen Frankenstein. Zu verdanken haben sie das dem Start-up Hopper Mobility. Das Unternehmen, erst 2019 gegründet, arbeitet an einem Hybrid aus E-Auto und E-Bike. In gut einem Jahr soll das „Hopper“ titulierte Gefährt in Serie gehen. Jüngst schloss die Firma ihre Pre-Seed-Finanzierungsrunde ab. Im Gespräch verrät Co-Gründer Georg Schieren, wie die Idee entstand und wieso seine Erfindung bei der Verkehrswende in Deutschlands Städten helfen kann.

Herr Schieren, der Hopper soll eine Kreuzung aus E-Bike und E-Auto sein. Wer braucht so etwas?

Unserer Meinung nach kann das für viele Menschen nützlich sein, gerade in der Stadt. Wir wollen mit dem Hopper die Vorteile vom Auto mit denen vom Fahrrad verbinden. Also ein Fortbewegungsmittel, das komfortabel, geräumig und wettergeschützt ist wie ein Auto – aber auch günstig, umweltfreundlich und agil, wie ein Fahrrad. Für den Hopper braucht man keinen Führerschein, darf auf dem Fahrradweg fahren und muss keine KFZ-Steuer zahlen.

Warum das?

Der Hopper ist regulatorisch ein Fahrrad. Um als Fahrrad zu gelten darf ein Fahrzeug durch einen Elektromotor auf maximal 25 Kilometer pro Stunde beschleunigt werde. Außerdem darf nur die selbstgenerierte Kraft verstärkt werden.

Also ist es doch eher Fahrrad als Auto.

Ja und nein. Was die Karosserie und das Design angeht, orientieren wir uns am Auto. Der Hopper bietet Wetterschutz, Sie können auch mal spontan jemanden mitnehmen und Ihre Einkäufe gut verstauen, trotzdem ist der Hopper natürlich ein Fahrrad.

So soll der Hopper aussehen. (Foto: Hopper Mobility)

Ist der Hopper dann nicht viel zu schwer, um ihn noch per Muskelkraft zu bewegen?

Ohne Unterstützung ist der Hopper tatsächlich schwer zu bewegen. Darum hat der Hopper einen starken Elektromotor und Batterie. Er soll in Serie unter 100 Kilogramm wiegen. Der Prototyp liegt noch etwas darüber, aber das passen wir noch an. Im Allgemeinen muss er im Zweifel auch mit leerer Batterie bewegbar sein, um eben verkehrsrechtlich als Fahrrad zu gelten.

Wann wird es denn den fertigen Hopper geben?

Mit unserer kürzlich abgeschlossenen Finanzierungsrunde bauen wir nun einen optimierten Prototypen. Der aktuelle fährt zwar schon, ist aber vor allem ein Design-Prototyp, also noch nicht für Probefahrten von Externen geeignet. Außerdem testen wir nun verschiedene Komponenten von Zulieferern und schauen, welche wir in die Serienfertigung nehmen wollen. Mitte 2022 werden wir den ersten seriennahen Prototypen fertiggestellt haben, mit dem bieten wir dann auch Probefahrten an. Ein halbes Jahr später wollen wir die Serienfertigung beginnen, dafür werden wir dann noch einmal Kapital einsammeln.

Bauen Sie das Fahrzeug selbst oder geht diese Aufgabe an Externe?

Wir planen eine eigene Endfertigung. Der Hopper soll aus möglichst wenig Teilen bestehen, unter 200 Komponenten. So erhöhen wir die Langlebigkeit und können ihn mit wenigen Mitarbeitern innerhalb von ein paar Stunden zusammenbauen. Im ersten Jahr der Serienfertigung planen wir mit etwa 1000 Hoppern.

Wie viel soll das gute Stück am Ende kosten?

Der Preis ist noch nicht endgültig festgesetzt wird aber im Rahmen um 7.500 Euro liegen.

Gar nicht so wenig. Wer ist Ihrer Meinung nach die Zielgruppe?

Wir sehen den Hopper im Privatbereich als zusätzliches Verkehrsmittel und als Ersatz für das Zweitauto, da er günstig, umweltfreundlich und vor allem praktisch ist. Gerade in Großstädten könnte er vielleicht sogar das Erstfahrzeug ersetzen. Schauen Sie sich mal an, wie stark der Markt für Lastenfahrräder wächst. Da bewegen wir uns in einem ähnlichen Segment.

Und im gewerblichen Bereich?

Da arbeiten wir gerade sogar an ersten Pilotprojekten, um den Hopper einzusetzen. Wir denken an Essensauslieferung, aber auch an Sharing-Fahrzeuge für große Immobilienprojekte. Im Allgemein bietet sich der Hopper gut als Ergänzung des Fuhrparks an.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: Georg Schieren ist Mitgründer von Hopper Mobility. Er verantwortet die Bereiche Marketing, Sales und IT bei dem Augsburger Unternehmen. Zuvor war er unter anderem als selbstständiger Web- und Grafikdesigner tätig. Schieren hat Wirtschaftswissenschaften an der Universität Innsbruck studiert.


Like it? Please spread the word:

FYI: English edition available

Hello my friend, have you been stranded on the German edition of Startbase? At least your browser tells us, that you do not speak German - so maybe you would like to switch to the English edition instead?

Go to English edition

FYI: Deutsche Edition verfügbar

Hallo mein Freund, du befindest dich auf der Englischen Edition der Startbase und laut deinem Browser sprichst du eigentlich auch Deutsch. Magst du die Sprache wechseln?

Deutsche Edition öffnen

Ähnliche Beiträge