Home-Office für Köchinnen und Köche?

Während der Corona Pandemie kämpfen viele Beschäftigte aus der Gastro mit Existenzängste. Die beiden Gründer von HomeMeal (vorher: HomeMealDeal) wollte das ändern. Mitte 2020 gründeten sie daher ihr Start-up, das Köchinnen und Köchen ermöglicht auch ins Home-Office zu gehen und ihre Gerichte per App an Kunden zu verkaufen. Wie das funktioniert, wie Martin Schmidt und Mario Dugonik den Food-Markt in Berlin und ganz Deutschland mit ihrer Idee revolutionieren wollen und mit wem die beiden privat gerne mal essen gehen würden, das verraten uns die beiden im Interview.

Wie seid Ihr auf die Idee gekommen Euer Start-up zu gründen?

Im April 2020 hatten viele unserer Freunde die Arbeit während der Pandemie in der Gastronomie verloren. Demnach stellte sich für uns die Frage, wie wir diesen Menschen helfen können. Die offensichtliche Lösung war ein Home-Office für Köche zu schaffen bzw.die Zubereitung und den Verkauf von Gerichten aus der eigenen privaten Wohnung des Kochs zu ermöglichen. Natürlich hielten uns alle für verrückt, so etwas war bis dahin nicht denkbar in Deutschland!

Auf der Konsumentenseite führten wir ein umfangreiches MVP-Experiment mit ca. 100 Kundeninterviews durch. So berichteten uns Migranten, dass in Berliner Restaurants Essen der jeweiligen Landesküchen für die hauptsächlich deutsche Zielgruppe modifiziert werden und der authentische Geschmack der Heimat in Berlin nicht zu finden ist. Bis dahin war die einzige Lösung die Gerichte selber zu kochen bzw. die authentischen Rezepte zu kennen, die exotischen Zutaten zu beschaffen und teilweise viel Zeit in die Zubereitung zu investieren. Ein echtes Problem von Foodies und Einwanderern!

Demnach hatten wir ein Problem auf der Seite der Köche und ein Problem auf der Seite der Konsumenten vorliegen. Unser Konzept mit starker Positionierung auf hochqualitative und authentische Gerichte aus aller Welt zu erschwinglichen Preisen löste die Probleme beider Seiten! Eine Geschäftsidee war geboren!

Was ist Eure Mission?

Die Revolution der Gastronomie! Hierbei sehen wir uns in einer Linie mit Unternehmen wie z.B. Uber und AirBnB, welche ganze Branchen in die Zukunft führen konnten. Wir wollen talentierten Köchen die Möglichkeit geben mit der eigenen Leidenschaft und ohne große finanzielle Investitionen ein Geschäft zu eröffnen und gewinnbringend zu betreiben. Bei uns steht Flexibilität, Selbstbestimmung und schöpferische Freiheit ganz oben auf der Agenda. Unsere Partner können mit den eigenen Ressourcen etwas Großes aufbauen und das kulinarische Wissen des Elternhauses über HomeMeal in die Großstädte Deutschlands bringen. Der Arbeitsmarkt hat z.B. für Menschen ohne Deutschkenntnisse oder auch alleinerziehende Mütter nur begrenzte Möglichkeiten. Wir schaffen neue Möglichkeiten und verhelfen unseren Partnern zu einem erfüllten Berufsleben!

Köchin Clara: "Beim Kochen geht es nicht nur um das Zusammenstellen von Zutaten. Es geht um die Energie, die Emotionen und die Kunst." Foto: Stefanie Hofeditz

Dem Markt bringen wir die authentische hausgemachte kulinarische Vielfalt der Welt! Auch Gerichte, welche aufgrund mangelnder Massentauglichkeit dem Markt nicht zur Verfügung stehen. Hochqualitativ und gesund durch den Einsatz frischer Zutaten und geringer Stückmengen.

Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr zu Beginn bewältigen musstet?

Die mit Abstand größte Herausforderung war die legale Umsetzung unseres Geschäftskonzeptes. Zum einen mussten wir ein Hygienekonzept entwickeln, das trotz privater Küchen ein Maximum an Sicherheit für den Konsumenten bietet und alle gesetzlichen Bestimmungen erfüllt. Auf der anderen Seite muss für diesen neuartigen Ansatz Vertrauen bei den Ämtern geschaffen werden.

Die saubere Bearbeitung dieser Herausforderung erforderte viele Monate und hunderte Gespräche mit den verschiedensten Ämtern und der Politik. Im Dezember 2020 war es endlich soweit und wir bekamen die Chance unser Hygienekonzept im Markt- konkret in Berlin Tempelhof-Schöneberg- vorführen zu dürfen. Mittlerweile operieren wir auch in den Berliner Bezirken Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln und Charlottenburg-Wilmersdorf.

Die gesetzliche Basis für unser Hygienekonzept ist die für die europäische Union geltende Lebensmittelhygieneverordnung, welche uns für den kompletten EU-Raum skalierbar macht.

Wenn Euch ein Investor 250.000 Euro zur Verfügung stellen würde, was würdet Ihr mit dem Geld machen?

Im Juni haben wir unseren ersten starken Lead-Investor für unsere Vision gewinnen können und verfügen nun über ausreichende finanzielle Mittel für die nächsten großen Meilensteine. Da es aktuell keine Wettbewerber im deutschsprachigen Raum gibt, verfolgen wir eine wachstumsorientierte Strategie mit kurzen Zeitabständen zwischen den Finanzierungsrunden und dem großen Ziel bis 2023 in allen Metropolen Europas vertreten zu sein.

Bis zu unserer nächsten Finanzierungsrunde werden wir nach Köln expandieren, über 150 Köche auf der Plattform haben und einen Lieferservice anbieten können. Unser starkes Wachstum von ca. +100 % pro Monat wurde in den ersten 6 Monaten nach Release rein organisch erzeugt bzw. durch große Medienauftritte (z.B. Pro 7 Galileo) und Mundpropaganda getrieben. Um unsere ambitionierten Ziele halten zu können, werden wir die nächsten Monate gezielt in Marketing für mehr Köche und Konsumenten investieren. Weiterhin ist die Verstärkung des Kernteams zur Optimierung der Android/iOS-App und der Geschäftsabläufe ein wichtiger Punkt.

Kann sich bei Euch jeder als Koch oder Köchin anmelden oder muss man seine Fähigkeiten erstmal unter Beweis stellen?

Prinzipiell kann jeder Koch unserer Plattform werden. Allerdings haben wir alleine für Berlin eine Warteliste von über 300 Kandidaten und versuche demnach nur Köche aufzunehmen, welche zu 100 % mit der Positionierung und den Richtlinien von HomeMeal kompatibel sind. Neben der Besonderheit der Gerichte verlangen wir Referenzen, die Qualität und Verantwortungsbewusstsein zeigen. Weiterhin haben wir ein strenges Hygienekonzept, welches vom Koch in allen Belangen erfüllt werden muss. Allerdings sind wir fest davon überzeugt, dass Qualität, Besonderheit und Zuverlässigkeit nicht an eine Kochausbildung gebunden sind und demnach bekommt jeder Bewerber eine faire Chance Teil von unserer Plattform werden zu können.

Mit Homemeal lassen sich authentischer Geschmack und exotische Gerichte mitten in Berlin finden. Foto: Homemeal, 2021

Unterscheiden sich Eure Preise von denen im Restaurant?

Unsere Köche können ein Restaurant betreiben ohne Miete für Räumlichkeiten bezahlen zu müssen. Diese Fixkosten fallen weg und werden bei uns in die Beschaffung frischer Zutaten bzw. die Qualität unserer Gerichte gesteckt. Weiterhin bieten wir echte authentische Gerichte aus der Heimat unserer Köche, dies erfordert die Beschaffung besonderer Zutaten. Letztendlich haben wir ähnliche Preise wie Restaurants, bieten allerdings hochqualitative und authentische Gerichte aus aller Welt. Trotzalledem geben wir unseren Köchen die Freiheit die Preise selber festlegen zu dürfen, wir wollen das unsere Partner sich für das eigene Geschäft verantwortlich fühlen und selbst die optimalen Kosten für das Gekochte ermitteln.

Wie schafft Ihr es die Hygienestandards zu Hause einzuhalten?

Als Erstes muss der Koch die allgemeinen gesetzlichen Grundlagen erfüllen. Dies bedeutet ein Gesundheitszeugnis (Berlin: „Rote Karte“) und das Erlangen von umfangreichem Wissen zur Lebensmittelhygieneverordnung. Nach diesen beiden Schulungen hat der Koch das nötige Fundament, um ein Restaurant hygienisch einwandfrei führen zu können.

Ebenso muss es eine strikte Trennung zwischen privaten und gewerblichen Lebensmitteln in Lagerung und Zubereitung erfolgen. Unsere Köche brauchen separate Küchenutensilien und einen zweiten Kühlschrank, um Kontaminationen zwischen privatem Gebrauch und gewerblicher Nutzung auszuschließen. Weiterhin muss die Küche vor der gewerblichen Nutzung gründlich gereinigt werden und es dürfen sich zu den Betriebszeiten keine weiteren Personen dort aufhalten.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine Gewerbeanmeldung des Kochs und die Kommunikation der Betriebszeiten. Hierdurch bekommt der Koch Sichtbarkeit für die Lebensmittelaufsicht und es können unangemeldete Kontrollen erfolgen.

Wie gehts nach Corona für Euch weiter, habt Ihr da schon Pläne?

Unseren Konsumenten bieten wir weiterhin Gerichte, welche ohne HomeMeal dem Berliner Markt nicht zugänglich sind. Mit unserer klaren Positionierung auf authentische und hochqualitative Gerichte, liefern wir auch nach der Pandemie unseren Zielgruppen der Einwanderer, Foodies und jungen Familien ein reizvolles Produkt. Die Besonderheit von unserem Angebot im Vergleich zu konventionellen Lieferdiensten wird von unserer Kundschaft erkannt und zeigt sich in den ca. 2.000 Bewertungen unserer Köche mit einer durchschnittlichen Bewertung von 4,9 von 5 Sternen.

Auf der Partnerseite existiert weiterhin eine ungebrochene große Nachfrage. Wir ermöglichen maximale Flexibilität mit dem eigenen Geschäft ohne große finanzielle Investitionen. Wir helfen unseren Köchen die eigenen Träume zu verwirklichen mit der Perspektive auf große Erfolge. So unterstützen wir z.B. unsere erfolgreichsten Köchen bei dem Anmieten einer größeren gewerblichen Küche, um das große Bestellaufkommen bewältigen zu können. Diese reizvolle Möglichkeit für die Gastronomie ist unabhängig von der Pandemie.

Und da sich bei Euch ja alles rund um das Thema Essen und Genuss dreht: Mit wem würdet Ihr gerne mal zu Abend essen?

Mit Alvin Salehi und Joey Grassia vom amerikanischen Startup „Shef“. Die beiden Gründer verfolgen mit Shef die gleiche Vision in den USA. Shef gelang erst vor einigen Monaten der große Durchbruch und das Startup geht aktuell durch die Decke. Ein Abendessen würde mit Sicherheit zu sehr spannenden und lehrreichen Gesprächen für beide Parteien führen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zu den Gründern: Der gebürtige Slowene Mario Dugonik studierte Kinesiologie in Ljubljana sowie Sport- und Fitness Management in Berlin. Nach verschiedenen Stationen im Bereich Kinesiologie, Fitness und Ernährung entschloss sich Mario zu einer 15-monatigen Weltreise. Aufgeladen mit neuer Energie, Grenzerfahrungen und prägenden Eindrücken gründete er gemeinsam mit Co-Founder Martin Schmidt das Start-up HomeMeal. Zuvor sammelte er bereits ein Jahr lang Start-up Erfahrung bei dem Fitness Start-up VAHA.

Co-Founder Martin Schmidt studierte zuvor Nachrichtentechnik und konnte bereits einige Jahre Erfahrung als Leiter einer Hard- und Softwareabteilung sammeln, bevor er sich mit verschiedenen Projekten im Ausland selbständig machte. Im Februar 2020 kam Martin dann von Südostasien zurück nach Deutschland um Homemeal zu gründen. Entstanden aus den Missständen, die die Corona-Pandemie für die Gastronomie mit sich gebracht hat, haben die beiden ein neues und innovatives Konzept entwickelt, dass den Food-Start-up Markt revolutioniert.


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