Zwölf Investorinnen, kein Mann

Seit 2001 wählt das Business Angels Netzwerk Deutschland einen Business Angel des Jahres, erst 2019 erhielt erstmals eine Frau diesen Titel. Das Geld der Start-up-Szene liegt in den Händen der Männer. Doch schaut man genauer hin, sind mittlerweile viele Frauen in entscheidenden Rollen bei Risikokapitalgebern zu finden. Sie leiten sie, sie entscheiden über Investments, sie betätigen sich als Business Angels. Hier sind zwölf von ihnen.

I

Kiana Mardi, Investment Director bei Alstin Capital

Seit 2017 verwaltet Kiana Mardi die Investments bei Alstin Capital, zuvor hatte sie die gleiche Position beim Frühphasen-Investor Seed + Speed inne. Beide Risikokapitalgeber gehören zu zur Maschmeyer-Gruppe.

Alstins Fokus liegt auf der Tech-Branche. Aktuelle Projekte, die Mardi betreut, sind das Start-up Fliit für Lebensmittellogistik und das Proptech Reinvent, mit dem erstmals ein Start-up aus der Immobilienbranche von Alstin gefördert wird. Als Business Angel hat sie sich 2018 in der Seed-Finanzierung bei Deinestudienfinazierung beteiligt. 

Zuvor war Mardi bei Rocket Internet, arbeitete für Edarling und baute Zalando und Zalando Lounge mit auf. 2013 gründete sie gemeinsam mit Alexandra Podeanu das Modeunternehmen Glamloop, das sie 2014 erfolgreich an einen Wettbewerber verkauften. Ab 2015 verhalf sie Holidu zum Erfolg und verantwortete die Serie-A-Finanzierungsrunde des Start-ups, an dem sich der Gründer von Booking.com, Kees Koolen, über seinen Fonds EQT Ventures beteiligte.

II

Daria Saharova, Chefin von Vito One

Seit der Gründung 2015 ist Saharova Chefin des Wagniskapitalgebers Vito One. Der Fokus des Frühphaseninvestors des Viessmann-Konzerns liegt auf Prop-Techs, bisher finanzierte er über 20 Start-ups. Darunter das Energiemanager-Start-up Gridx und Home, Anbieter einer Plattform für die Vermietung von Wohnungen.

Saharova zog nach der Schule nach München zum Studieren, wurde Investmentmanagerin und unterstützt die Start-up-Szene in der bayrischen Hauptstadt aktiv. So gründete sie den Verein Münchner Gründer und initiierte das Veranstaltungsformat Venture Wiesn.

2020 wurde sie mit dem erstmals vergebenen Preis „Beste Investorin“ des Bundesverbands Deutsche Start-ups ausgezeichnet. 

III

Romy Schnelle, Partnerin beim High-Tech Gründerfonds

2008 startete Schnelles Karriere beim High-Tech Gründerfonds, Deutschlands größtem Frühphaseninvestor mit fast 900 Millionen Euro Fondsvolumen. Seitdem hat sie sieben Start-ups beim Exit begleitet, aktuell sind in ihrem Portfolio neun Unternehmen zu finden, die sie betreut. Bei den Tech-Start-ups Stocard und Quobyte ist Schnelle als Mitglied des Aufsichtsrats eng an den Prozessen der Unternehmen beteiligt. 

Schnelle startete selbst einst als Gründerin: 2003 baute sie das Fraunhofer-Spin-Off Iosono mit auf, das 2014 an das niederländische Unternehmen Barco Audio Technologies verkauft wurde.  

Seit Februar 2021 ist Schnelle außerdem Vorsitzende des Investment Committee der Schweizer Mediengruppe TX Group. Dort unterstützt sie vor allem Start-ups in der Entwicklungs- und Wachstumsphase.

IV

Tanja Emmerling, Partnerin beim High-Tech Gründerfonds

Emmerlings Interesse gilt vor allem Artificial Intelligence in den Bereichen Mobilität, Logistik, IT-Sicherheit, Blockchain-Lösungen oder SaaS. Seit 2018 leitet sie das Berliner Büro des High-Tech Gründerfonds, bei dem sie schon seit 2014 Start-ups begleitet. Bisher hat sie vier Exits verzeichnet. Als Mentorin steht sie aktuell beispielsweise dem Online-Marktplatz für Secondhandmode Rebelle zur Seite und begleitet schon seit der Gründung das SaaS-Start-up Virtualq.

Bevor Emmerling zum High-Tech Gründerfonds kam, war sie sechs Jahre lang beim Wirtschaftsverlag VNR tätig.

V

Marie-Helene Amtsreiter, Partnerin bei Speedinvest

Amtsreiter ist leitende Partnerin beim Risikokapitalgeber Speedinvest. Von München aus leitet sie das Industrial-Tech-Team der Firma, das sich vor allem auf Start-ups in Fertigung, Bau, Energie, Logistik und Mobilität konzentriert. Nach eigenen Angaben beinhalten die Runden bis zu zwei Millionen Euro.

Speedinvest investiert vor allem in europäische Start-ups in der Frühphase, Amtsreiter ist seit 2014 im Unternehmen. Zu ihrem Portfolio deutscher Start-ups gehört beispielsweise das gerade ausgezeichnete Cleantech Twaice.

Ihre Karriere begann sie als CEO bei einem kroatischen Mobilfunkunternehmen, später ging sie zu einem österreichischen Konkurrenten. Anschließend wechselte sie in die Gas- und Ölindustrie zum Konzern OMV. Währenddessen lernte sie den Mit-Gründer von Speedinvest, Oliver Holle, kennen, der sie ins Unternehmen holte.

VI

Alexandra Bause, Partnerin bei Apollo Health Ventures

2016 gründete Alexandra Bause Apollo Health Ventures gemeinsam mit Jens Eckstein und Nils Regge. Der Fokus liegt weltweit auf Biotech-Start-ups. Außerdem leitet sie das Programm VentureLabs, das die Gründung neuer Start-ups initiiert und begleitet, die den Alterungsprozess stoppen sollen. In einem ersten Fonds sammelte Apollo Health Ventures 37 Millionen Euro ein, Ende 2020 wurde ein zweiter mit dem Zielvolumen von bis zu 100 Millionen Euro aufgesetzt. Er investiert zur Hälfte in Start-ups der Frühphase, an denen Apollo die Mehrheit halten will. Die andere Hälfte geht an Unternehmen, bei der ein früher Einstieg nicht mehr möglich ist.

VII

Angie Gifford, Vizepräsidentin bei Facebook und Multi-Aufsichtsrätin

Giffords Karriere startete nach dem Studium 1987 bei der Deutschen Bank. Die nächsten zwanzig Jahre lang arbeitete sie in verschiedenen Managementpositionen bei Microsoft, wurde Mitglied der Geschäftsleitung. Seit einem Jahr ist Gifford Vizepräsidentin bei Facebook mit Sitz in Berlin.

Außerdem ist Gifford Multi-Aufsichtsrätin, unter anderem bei TUI und Thyssen Krupp.

Erst Anfang 2020 war sie Teil einer der Finanzierungsrunden des HR-Start-ups Tandemploy, zu dem ausschließlich Investorinnen eingeladen wurden. 

VIII

Dagmar Bottenbruch, General Partner bei Segenia Capital Partners (vormals DC&F Capital Partners)

Ganze 17 Angel Investments hat Bottenbruch in ihrer Karriere getätigt, darunter den Robo-Advisor Vamoo, der an Moneyfarm verkauft wurde, oder die Reiseplattform GoEuro, die jetzt Omio heißt. 

Begonnen hat sie als Studentin an der Harvard Business School und in Berkley, war Aktienanalystin in New York und in den Führungsetagen bei Credit Suisse und Rabobank zu finden. 

Erste eigene Erfahrungen mit der Welt der Start-ups machte sie Ende der 90er, als sie den Online-Broker Self Trade Italy aufbaute. Heute investiert und berät sie als Business Angel Start-ups, aktuell beispielsweise das FinTech CrossLend. Bottenbruch sitzt in Aufsichtsräten wie dem der Berentzen-Gruppe und ist Geschäftsführerin bei der Investmentfirma Segenia Capital Partners. 

IX

Mariana Bozesan, Mitgründerin und Präsidentin der Aqal AG

Beim Investieren hält sich die Münchner Aqal AG an die von den Vereinten Nationen beschlossenen Nachhaltigkeitskriterien. Bozesan ist nicht nur Mitgründerin, sondern auch Präsidentin der Investmentfirma, der Start-ups in der Seed- und Wachstumsphase unterstützt – entscheidend ist dabei der nachhaltige Aspekt.

Bozesan ist Club-of-Rome-Mitglied, Entwicklerin des „Theta-Modells“ zur Risikominimierung bei Investitionen und berät die Europäische Union, NGOs und Fonds zum Thema nachhaltige Finanzierung. 2019 ist sie zum besten weiblichen Business Angel Europas ernannt worden. Den Preis vergeben die Verbände Business Angels Deutschland und Business Angels  Europe gemeinsam.

X

Malin Holmberg, Partnerin bei Target Global

Beim Risikokapitalgeber Target Global ist nach eigenen Angaben das Geschlechterverhältnis ausgeglichen, Holmberg arbeitet seit 2018 von London aus für das Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin. Investiert wird in Start-ups bis zur Wachstumsphase, das Volumen beträgt 800 Millionen Euro.

Holmberg hat 15 Jahre Erfahrung im Telekommunikationssektor gesammelt: Angefangen bei Vodafone in London, arbeitete sie sich bis zur CEO des niederländischen Unternehmens Tele2 hoch. Sie sitzt in verschiedenen Aufsichtsräten, unter anderem bei der börsennotierten Hörbuchplattform Storytel, und berät den in Singapur sitzenden Wagniskapitalgeber Antler.

„Wir erziehen unsere Kinder nach der Auffassung, dass Jungs Risiken eingehen, Mädchen auf Dates einladen und lernen müssen, mit Rückschlägen umzugehen. Im Gegensatz dazu werden Mädchen für freundliches Verhalten und gute Schulleistungen belohnt. Ein Startup zu gründen, ist eine sehr riskante Angelegenheit und das verschafft Männern einen Vorteil.“

– Holmberg im Interview des Female Founders Monitor 2020

XI

Andrea Röhm, Vice President bei EQT

Seit einigen Jahren baut EQT Equity Partners sein Deutschlandgeschäft weiter aus, 2017 holte die Münchner Private-Equity-Gesellschaft auch Röhm zu sich. Die studierte Betriebswirtin arbeitete zuvor fünf Jahre bei der Boston Consulting Group.

Heute ist sie Vizepräsidentin bei EQT und ist Teil der Initiative Level20, deren Ziel ein Anteil von 20 Prozent von Frauen in Führungspositionen im Bereich Private Equity ist.

XII

Andrea Kranzer, Investorin und Geschäftsführerin bei D.A.D. Investment

2019 wurde sie als erste Frau vom Business Angels Netzwerk Deutschland zum Business Angel des Jahres gewählt. Als CEO der Investmentfirma D.A.D. Investment konzentriert sie sich vor allem auf Start-ups von der Pre-Seed- bis zur Serie-A-Finanzierungsrunde, digitale Lösungen für den Gesundheitssektor interessieren sie besonders. Zu ihrem Portfolio gehören vor allem Health-Start-ups wie Heartbeat, Medipee oder Oncgnotics.

2015 gründete sie selber das Start-up Balloonas, das Ideen für Kindergeburtstage anbietet. Außerdem ist sie in mehreren Business-Angel-Netzwerken aktiv, 2018 gründete sie ein eigenes Netzwerk mit dem Namen Angels4Health mit dem Fokus auf die Gesundheitsbranche.

(Foto: Startbase)

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