Diese Gründerinnen bauen eine Finanz-App nur für Frauen

Martina Gstöttmayr und Alexa Cotiaux wollen Frauen dazu bringen, sich endlich um ihre Finanzen zu kümmern. Die Warteliste für ihre App ist bereits lang.
Dass Martina Gstöttmayr und Alexa Cotiaux an diesem Freitag zusammen im Videocall sitzen, ist, wie so vieles in der Start-up-Szene, dem Zufall geschuldet. Beide arbeiteten vor einigen Monaten noch je an einem eigenen Geschäftsmodell rund um Frauen, etwas in Richtung Karriere hätte es werden können. Über ihr Netzwerk aber fanden sie zusammen, telefonierten, es passte und sie stürzten sich in die ersten Recherchen.
Viele Interviews mit Frauen später sind sie nach einigen Wochen wieder aufgetaucht, ein wenig erschöpft, aber auch mit einem klaren Ergebnis: „Der größte Schmerzpunkt für Frauen ist nicht die Karriere“, sagt Martina Gstöttmayr, „es ist auf jeden Fall das Thema Finanzen. Da müssen Frauen endlich ins Handeln kommen.“
Tatsächlich zeigen Studien, dass Frauen sich nach wie vor zu wenige um ihre Finanzen kümmern. Einer groß angelegten Studie der Schweizer Bank UBS zufolge ist das Thema Finanzen in den meisten Beziehungen noch immer beim Mann angesiedelt, viele werden gar nicht richtig einbezogen und erleben bei beispielsweise einer Scheidung oft eine böse Überraschung und das generationenübergreifend. Doch nicht nur in Beziehungen, sondern auch generell sparen und investieren Frauen anders, wie Erhebungen unter anderem von Finanz-Heldinnen gemeinsam mit Barkow Consulting zeigen. Demnach ist die Aktienquote bei Frauen geringer als bei Männern und das Sparverhalten führt „langfristig zu keinem Vermögensaufbau“.
Die meisten Frauen sind gut informiert, handeln aber trotzdem nicht
Liegt es also am fehlenden Wissen, dass Frauen sich nicht für die Zukunft rüsten? Sicher ist, dass Frauen sich oft lange und tiefergehend mit ihren Finanzen beschäftigen, was auch den Erfolg von Blogs wie „Madame Moneypenny“ erklärt, die mit Finanztipps für Frauen ein mittlerweile großes Publikum erreichen. Und auch die kleine Umfrage der Uplyvt-Gründerinnen zeigt, dass Frauen sich durchaus informieren, teilweise sogar sehr detailliert. „Am Ende aber machen sie dann doch nichts. Genau da ist die Lücke. Ihnen fehlt beim letzten Schritt, die Unterstützung, dass sie ins Handeln kommen“, sagt Alexa Cotiaux
Lösen wollen die beiden Frauen das Problem mit ihrem Start-up Uplyvt, das sie in den vergangenen Wochen hochgezogen haben. Die meiste Arbeit machen die beiden aufgrund ihres Hintergrunds selbst. Gstöttmayr hat bereits in verschiedenen Start-ups gearbeitet, was bei der Entwicklung hilft und Cotiaux bringt als ehemalige Unternehmensberaterin für digitale Modelle Erfahrung in deren Aufbau mit. Wo sie selbst nicht weiterkommen, dort hilft das Netzwerk aus. „Ohne das Netzwerk ständen wir nicht, wo wir jetzt stehen“, sagt Alexa Cotiaux.
Das, was bisher der Finanzberater anbietet, machen wir digital.
Martina Gstöttmayr, Co-Gründerin von Uplyvt
Uplyvt, das soll eine App werden, die speziell auf die finanziellen Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten ist. Die Kundinnen sollen regelmäßig Erinnerungen und konkrete Tipps bekommen, wenn es Zeit ist, zu handeln. Dazu soll die Aufbereitung der Informationen mehr an den Bedürfnissen von Frauen orientieren: „Wir wollen viel mehr Erklärung für die Umsetzung von Finanzentscheidungen geben und auch andere Faktoren als nur Rendite abbilden“, sagt Martina Gstöttmayr.
Zudem soll die App Szenarien abbilden, was mit dem Geld passieren könnte, wenn sich die Kundin nun für Option A oder Option B entscheiden würde. „Wir wollen zeigen, welche Folgen jede Handlung haben könnte“, sagt Gstöttmayr, „damit die Frauen eine bessere Vorstellung haben, was ihr handeln oder eben das nicht handeln auslöst.“
Die Warteliste für die App von Uplyvt ist lang
Selbst handeln und beispielsweise Wertpapiere kaufen, das wird es bei Uplyvt zunächst nicht geben. Stattdessen sollen die Nutzerinnen mehr oder minder eine digitale Beraterin an die Seite bekommen. „Das, was bisher der Finanzberater anbietet, machen wir digital“, sagt Gstöttmayr. Wie sie diese Leistung bepreisen wollen, ist noch nicht ganz sicher, doch können sie sich ein Abomodell mit monatlichen Kosten von drei bis zehn Euro vorstellen.
Erst einmal muss nun aber die App fertig werden. Eine erste Version wollen sie mit ausgesuchten Nutzerinnen testen, sich Feedback einholen und es gemeinsam mit den Kundinnen entwickeln. Eine Warteliste gibt es dafür schon und die ist auch ohne große Kampagne extrem gut gefüllt, wie die Gründerinnen berichten. Generell seien die Rückmeldungen in den sozialen Medien sehr positiv gewesen. „Ich glaube, wir haben da eine gute Nische gefunden“, sagt Cotiaux, die auch um die Konkurrenz weiß. „Wir sind sicher nicht die einzigen, die gerade an einer solchen Lösung bauen“, sagt sie.
Bleibt noch eine Frage: Nehmen sie eines Tages auch Männer in die App auf? „Ich will nichts ausschließen“, sagt Gstöttmayr, „aber für Männer gibt es eigentlich genug. Wir sehen genug Potential und Herausforderung mit dem Fokus Frauen.“
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