So kam Unicorn Workspaces wieder auf die Beine

Unicorn Workspaces hat die Pandemie hart getroffen. Doch Chef Florian Kosak hat mehr als einen kreativen Weg gefunden, um durch die Krise zu manövrieren.

Im März 2020 schaltete Florian Kosak in den Krisenmodus. Innerhalb weniger Wochen brachen dem Geschäftsführer von Unicorn Workspaces, das insgesamt 16 Bürokomplexe in Deutschland und zwei in Portugal vermietet, die Umsätze weg. „Das war natürlich brutal, das kann man nicht anders sagen”, sagt Kosak. Zur gleichen Zeit machten die neuen Investoren einen Rückzieher, wollten mitten in der Krise dann doch kein Geld in ein Unternehmen stecken, das sein Geld damit verdient, Büros großflächig anzumieten und sie kleinteilig wieder zu vermieten.  

Die Coronpandemie hat die Vision vom geteilten Büro zeitweilig komplett zerstört. Die großen gemeinsamen Flächen mit langen Arbeitstischen, mit Sofas und einer Kaffeebar waren inmitten der Pandemie mehr Bedrohung als Erholung. Wer fuhr schon noch ins Büro? Und wer in eines, dass man sich mit dutzenden anderen Menschen teilt? 

Bei Unicorn Workspaces kündigten spontan ein Viertel aller Mieter – ein Schockmoment und der Beginn einer Umstellung. Statt ständig zu expandieren, wie es Start-ups nun einmal machen, musste Geschäftsführer Kosak die Kosten zurückfahren, Projekte canceln. „Wir mussten machen, was eigentlich kein Start-up gut kann: Die Mitarbeiterzahl reduzieren und an jeder Stellschraube drehen, um noch ein wenig zu sparen”, sagt Kosak. 

„Wir mussten machen, was eigentlich kein Start-up gut kann: Die Mitarbeiterzahl reduzieren und an jeder Stellschraube drehen, um noch ein wenig zu sparen”

Florian Kosak, Chef bei Unicorn Workspaces

Dazu gehört auch, eine neue Beziehung zu den Vermietern aufbauen. Die mussten anfangs auf Mieteinnahmen verzichten oder diese zumindest stunden, weil es staatlich so gewollt und gesetzlich so geregelt war. Als dieser Zwang aber auslief, verhandelte Kosak. Sein Argument: Wenn wir pleite gehen, habt ihr nichts davon. “Das hat gezogen”, sagt er. „Wir haben uns dann auch eine niedrigere Miete heute und eine Gewinnbeteiligung in Zukunft geeignet”, erklärt Kosak. Geht es Unicorn Workspaces also gut, geht es auch den Vermietern besser, ein Modell, das bis hierhin noch selten war. „Wir bekommen so kein Cashflow-Problem und die Vermieter ein bisschen mehr Marge, was uns nicht wehtut.”

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schickt Kosak in Kurzarbeit, von einem Drittel muss sich die Firma trennen. Denn wenn kaum jemand im Büro ist, braucht es auch das Personal drumherum nicht mehr. Wo früher 30 oder 40 Beschäftigte wuselten, sind es heute nur noch drei oder vier, die Kollaborationsflächen mit Sofas sind geschlossen, nur einen Coffee-to-Go gibt es bei den Baristas vor Ort noch. Dazu beantragte Kosak ein Wandeldarlehen in Höhe von 800.000 Euro über die Säule-2-Förderung der KfW. All das stabilisierte das Geschäft, zusätzlichen Umsatz bringt aber eine andere Idee. 

Die Hälfte des Umsatzes macht die Firma mittlerweile mit einem Testzentrum

Neun Monate nach Beginn der Pandemie baute Unicorn ein Testzentrum nach dem anderen auf. Gekommen ist ihnen die Idee schon früher. Erst testeten sie sich selbst, dann fragten Firmen an, ob Kosak und sein Team die Beschäftigten testen könnte. Mittlerweile sind sie an diversen Standorten offizielles und zertifiziertes Testzentrum, was Kosak zusätzliche Liquidität bringt. „Mittlerweile machen wir die Hälfte des Umsatzes mit dem Testzentrum”, sagt Geschäftsführer Florian Kosak. 

Ein Jahr später hat sich seine Lage und die des Teams beruhigt. Gab es im Frühjahr viele Kündigungen, blieb die Zahl der Vermietungen den Angaben des Unternehmens zufolge stabil und hat sich mittlerweile bei 64 Prozent eingependelt. Faktisch ins Büro fahren würden aber nur zehn Prozent regelmäßig, sagt der Gründer, der Rest hole alle paar Tage die Post ab. Und auch die Finanzierungsrunde konnte sie in dieser Woche final abschließen, sieben Millionen Euro einsammeln. 

„Das Stromberg 0815 Office wird es nicht sein, wohin die Leute wieder hinkommen wollen“

Florian Kosak, Chef bei Unicorn Workspaces

Langfristig setzen Kosak und sein Team darauf, dass ausgerechnet die Pandemie ihnen in die Karten spielen könnte, weil sie flexible Bürolösungen attraktiver mache. „Das Stromberg 0815 Office wird es nicht sein, wohin die Leute wieder hinkommen wollen“, glaubt er. Der Mix aus Home-Office und Büro könnte interessanter werden und gleichzeitig langfristige Verträge weniger. Aktuell rechnet Kosak damit, dass sie im Sommer den Break Even wieder schaffen werden und dann auch weiter wachsen können. Das Schnelltestzentrum wollen sie dann wieder abschaffen und sich ganz auf ihr eigentliches Geschäft konzentrieren.  


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