Wann sich Green Bonds zur Start-up-Finanzierung lohnen

In der Welt der nachhaltigen Finanzen dreht sich immer mehr um grüne Unternehmensanleihen. Doch lohnt sich das auch für Start-ups?  

Der 28. Februar war für Martin Siddiqui sicherlich ein kleiner Freudentag. Endlich konnte der Mitgründer der Pacifico Renewables Yield AG den Abschluss seiner Finanzierungsrunde öffentlich verkünden. Die Besonderheit: Siddiqui ist einen recht ungewöhnlichen Weg gegangen. Er hat es geschafft, Geld einzusammeln, ohne sich neue Investoren mit an Bord zu holen, die nun bei Entscheidungen mitsprechen wollen – und ohne einen klassischen Kredit aufzunehmen.

Siddiqui hat auf einen sogenannten Green Bond gesetzt, also eine grüne Unternehmensanleihe. 35 Millionen Euro hat er so eingesammelt. Das Geld kommt über die Schweizer Bank UBS. Siddiqui spricht angesichts dessen gar von einem „Ritterschlag“ für sein junges Unternehmen. Kann sich das Finanzinstrument auch für andere Start-ups lohnen? Startbase macht den Check. 

Wie Green Bonds funktionieren

Green Bonds unterscheiden sich erst einmal kaum von normalen Anleihen. Sowohl ihre Struktur als auch ihr Risikoprofil und damit letzten Endes auch ihre Renditeerwartung für Investoren sind ähnlich. Wer einen Green Bond ausgeben möchte, der muss allerdings zumeist einige Auflagen erfüllen. Einen einheitlichen Standard gibt es zwar noch nicht, doch kommen die sogenannten „ICMA Green Bond Principles“ dem wohl am nächsten. „Dazu gehört, dass sie zweckgebunden sind und dass in der Regel eine sogenannte Second Party Opinion eingeholt werden muss“, erklärt Lukas Adamski von der Nachhaltigkeit setzenden GLS-Bank. 

Ein klein wenig komplizierter als bei normalen Anleihen – und als bei einer herkömmlichen Finanzierungsrunde – wird es damit doch. Wer einen Green Bond ausgibt, der macht das in der Regel, um nachhaltige und klimaschonende Projekte zu finanzieren. Das kann zum Beispiel der Bau von Windparkanlagen sein. In der Theorie finanzieren Unternehmen somit gezielt Maßnahmen, für die sie auf dem herkömmlichen Finanzmarkt kein Geld zu Zinsen unter dem Marktdurchschnitt erhalten würden. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch Social Bonds, die dann auf soziale Kriterien ausgelegt sind.

Die sogenannte Second Party Opinion kommt dabei in der Regel von einer auf Nachhaltigkeit spezialisierten Ratingagentur. Sie bewertet im Grunde, ob das entsprechende Projekt „grün“ genug ist. In seltenen Fällen kommen Unternehmen um solch eine Einschätzung herum. „Wir als GLS-Bank haben an die Chancen eG zuletzt eine Anleihe strukturiert, die die Kriterien eines Social Bonds erfüllen könnte. Da haben wir aber auf ein entsprechendes Labeling verzichtet, da die Platzierung auch so gesichert war und wir die Kosten für die Auflage der Anleihe nicht unnötig erhöhen wollten“, sagt Adamski. Eine Second Party Opinion war damit nicht nötig.

Sowohl diese Bewertung einzuholen, als auch eine Bank zu beauftragen, den Green Bond zu strukturieren und das ganze am Ende auch noch bei der Bundesfinanzaufsicht (Bafin) anzumelden, kostet erst einmal Geld – und eine Menge Zeit. Auf vier bis zu sechs Monate schätzen sie bei der GLS etwa den Zeitaufwand nur für die Erstellung eines dazugehörigen Wertpapierprospektes, das Auflegen des technischen Set-ups und das Erhalten der Bafin-Genehmigung. 

Besonders die Zweckgebundenheit mache Green Bonds und genauso Social Bonds zur Finanzierung von Start-ups eher ungeeignet, sagt daher Adamski. „Das geht im Grunde nur, wenn sie darlegen können, dass ihr gesamtes Geschäftskonzept diesen Zwecken dient.“

Ab wann ein Geschäftsmodell nachhaltig ist

Bei Pacifico aber ist ihnen genau das gelungen. Das Start-up schaltet sich in den Bau von Windkraft- und Solaranlagen ein und investiert sobald die Zustimmungen der Behörden eingeholt wurden, das finanzielle Risiko vertretbar ist und es die bevorstehenden Erträge abschätzen kann. Pacifico ist damit auf der einen Seite gewissermaßen ein Stromproduzent und auf der anderen Seite ein Investor. „Unser Ziel ist es, den Bau und vor allem den Betrieb von erneuerbaren Energien als gute und einfache Kapitalanlage an den Markt zu bringen“, sagt Martin Siddiqui. 

Dafür gibt es streng genommen gleich zwei Pacificos. Das eine Unternehmen, die Pacifico Energy Partners, übernimmt den deutlich risikolastigeren Teil der Planung der entsprechenden Anlage. Ist das abgeschlossen kann die Pacifico Renewables Yield AG anschließend die Anlage kaufen. „Dies ermöglicht uns eine saubere und klare Trennung der durch unsere Entwicklungspartner getragenen Entwicklungsrisiken und dem stabilen und prognostizierbaren Cash-Flow-Profil des Betriebs der Anlagen, von dem wir als Betreiber profitieren“, sagt Siddiqui.

Es ist ein Geschäftsmodell, das in Deutschland so kaum verbreitet ist, im angelsächsischen Raum wird es häufiger genutzt. Es nennt sich Yieldco, ist damit eine Kombination der Wörter „Yield” und „Company” – und beschreibt letzten Endes börsennotierte Stromproduzenten, die Investoren mit Renditen überzeugen wollen. 

Einfach war es aber nicht, einen Green Bond aufzusetzen. Pacifico hat sich unter anderem ein 16-seitiges Green Finance Framework verpasst, um darlegen zu können wie nachhaltig es ist. „So ein Due-Diligence-Prozess ist sehr aufwendig. Debt-Fonds legen Wert auf eine detaillierte Prüfung des gesamten Portfolios“, sagt Siddiqui. Ein halbes Jahr müsse man für all das schon einkalkulieren. „Es hilft aber auch, mit den Finanzierungsexperten der UBS einmal durch all die eigenen Prozesse, die Anlagen etc. zu gehen.“ Dabei lerne man als Unternehmer auch selbst noch einiges. Denn im Gegensatz zu klassischen VCs schauten Investoren, die solch eine grüne Finanzierung ermöglichen, auf alles, was schief laufen kann im Unternehmen und weniger auf die Wachstumsperspektive.

Unter diesen Voraussetzungen lohnen sich Green Bonds 

Siddiqui sieht nun vor allem die Vorteile eines Green Bonds. „Wir haben in der Vergangenheit auch mit Mezzanine-Finanzierungen gearbeitet, die aber häufig bei acht Prozent oder darüber verzinst sind. Die Konditionen der grünen Finanzierung mit der UBS liegen mit 4,85 Prozent deutlich darunter“, sagt er. 

Lukas Adamski von der GLS-Bank sieht, gerade im Vergleich zu einer klassischen Investorenrunde, eher Nachteile für Start-ups, angesichts des großen Aufwands. Wer dennoch auf nachhaltig geprägte Anleihen setzen möchte, sollte laut ihm eher auf Sustainable Bonds setzen. Die hätten den Vorteil, dass sie sowohl soziale als auch ökologische Kriterien erfüllten. Ein Start-up müsste dann also ein nicht nur grünes oder nur soziales Geschäftsmodell haben, sondern könnte argumentieren, dass es in beiden Feldern zum Teil aktiv ist. 


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