Exklusiv: Enpal gewinnt Volksbank als Partner – und träumt von Autos

Das Solar-Start-up von Mario Kohle hat prominente Investoren, kokettiert mit einem Börsengang und will Geld über Crowdinvesting einsammeln. Jetzt kann die Firma eine Volksbank begeistern – und dann ist da noch diese Autoidee.

Mario Kohle ist enthusiastisch in diesen Tagen. „Nachhaltigkeit ist fucking geil“, brüllt er in das Mikrofon seines Laptops und drückt die ganze Energie seiner Stimme in die Internetverbindung herein. Er hätte allen Grund dazu, zerstreut zu sein, angespannt und vorsichtig. In den vergangenen Wochen ging es in der Frage um die Zukunft Enpals durchaus chaotisch zu. 

Erst berichtete das Manager Magazin davon, dass Mitinvestor und Start-up-Wunderkind Alexander Samwer Enpal schon 2021 an die Börse bringen wollte und keinen Vergleich scheute. Sogar vom deutschen Tesla sprach Samwer wohl, der über seinen Fonds Picus Capital investiert ist. Dann das Dementi von Kohle und seinem Team: Ja, ein Börsengang sei möglich, aber nein, es gebe noch keine konkreten Entscheidung.

Kapital braucht Enpal zwangsweise, und davon auch wesentlich mehr als herkömmliche Start-ups. Zum einen muss der gewöhnliche Geschäftsbetrieb finanziert werden, was über klassisches Wagniskapital passiert. Zum anderen braucht es aber Geld für das Geschäftsmodell an sich: Das verdient Enpal nämlich mit der Vermietung von Solaranlagen. Die Nutzer zahlen jeden Monat ein Stück davon ab und irgendwann gehört ihnen die Anlage komplett. Enpal muss die Photovoltaikanlagen aber vorfinanzieren, was mithilfe von Banken geschieht. Unter anderem die ING ist schon an Bord und nun konnte das Start-up nach Startbase-Informationen erneut die Berliner Volksbank als Refinanzierer gewinnen. Zehn Millionen Euro will sie geben, nachdem sie bis Ende 2020 bereits 20 Millionen Euro bereitgestellt hatte. 

Solarpanels von Enpal. (Foto: Enpal)

Größer als der Enthusiasmus des Mario Kohle ist mutmaßlich nur die eigene Vision. Aus den aktuell mehr als 10.000 vermieteten Solaranlagen sollen schnell mehr werden, allein 750 durch die zusätzlich zehn Millionen Euro der Volksbank. Kohle aber denkt längst an mehr als nur Solarmodule, wie er gegenüber Startbase erklärt: „Wir wollen auch in den Bereich Elektroautos gehen, das gehört einfach dazu”, sagt der Seriengründer, der selbst ein E-Auto fährt. „Ein Auto im Vergleich zum Tesla ist heute wie der Umstieg von Pferd zu Auto 1900”, sagt er. 

Bauen will der Mann, dessen Firma von Samwer als „Tesla ohne Produktion” bezeichnet wurde, die Elektroautos zwar nicht selbst, aber vermieten kann Kohle sich offenbar gut vorstellen. „Die Kombination ist sinnvoll, weil die Menschen so bares Geld sparen können. Auf dem Dach ein eigenes Kraftwerk und damit das eigene Elektroauto betanken: Das kann geil werden.” Enpal könnte dieser Vision zufolge weniger Vermieter von Solarmodulen und mehr Plattform für Erneuerbare Energie werden. 

„Wir wollen auch in den Bereich Elektroautos gehen“

Mario Kohle, Enpal-Gründer

Passen würde es zu Mario Kohle, der seinen „Greta-Thunberg-Moment” eigenen Angaben zufolge 2015 hatte. Damals, so erzählt er heute, habe er gemerkt, dass die Menschheit in ein großes Desaster hineinläuft, wenn sich nicht bald etwas ändere. Mittlerweile ist er voll im modernen Lifestyle angekommen: E-Auto in der Garage, Veggie-Burger als Standardbestellung. 

Während der Preis für Energie aus Kohle oder Öl damals relativ konstant blieb, fiel der für erneuerbare Energien über die Jahre immer weiter, die Zahl der Solaranlagen auf Einfamilienhäusern stieg nur sechsstellig im Jahr. „Das war viel zu langsam”, sagt Kohle. Das Problem sah er in deren Vermarktung: Solaranlagen für Einfamilienhäuser seien nur schwer anzupreisen. „Das ist einfach nicht so fesselnd wie ein Autokauf”, sagt er. 

Ist mittlerweile sichtlich entspannter: Mario Kohle. (Foto: Enpal)

Der Gründer, der zuvor „Käuferportal” (heute: Aroundhome), eine Vermittlungsplattform für Produkte im und rund ums Haus, aufbaute und an ProSiebenSat.1 verkaufte, gründete Enpal im Jahr 2017 und will es anders machen, digitaler, einfacher. Statt eines schicken Chefbüros gibt es zu Beginn Ikea-Tische und die Frage: Kann das gut gehen? Besonders am Anfang hatte er Angst, dass ihm das Korrektiv fehlt, einer der sagt, dass er Quatsch redet und auch sonst geht er offen mit seinen Sorgen um. Die Furcht, dass all das scheitert, Mario Kohle hat sie ständig. „Das ist auch gut so. Das bewahrt einen davor, unnötige Fehler zu machen”, sagt er. 

Mittlerweile ist Kohle sichtlich entspannter, was wohl nicht zuletzt auch am großen Rückhalt durch bekannte Investoren liegt, mit denen er gedanklich auch mal Ping-Pong spielen kann. Alexander Samwer gehört heute dazu, Lukasz Gadowski, die Zalando-Bosse Robert Genz, David Schneider, Rubin Ritter und über ein Investmentvehikel auch Leonardo DiCaprio. 

Künftig will er Enpal auch in andere Länder führen, dazu noch der potenzielle Börsengang, die Auto-Pläne und fast schon nebenher zieht die Firma aktuell die nach eigenen Angaben größte Crowdinvesting-Kampagne für Solaranlagen in Europa hoch. Eine Landingpage gibt es schon, auf der die Firma „attraktive Konditionen” anpreist, mehr soll in den nächsten Tagen kommen. Kohle scheint unermüdlich: „Wir können uns natürlich an eine Vergangenheit klammern, die nie geil war, weil es weniger Wohlstand, weniger Freizeit, weniger Gleichberechtigung gab. Aber wir können auch einfach was geiles gestalten”, sagt er. Dann muss er weiter. 


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